Nerzgate: Polit- und Wirtschaftsdrama in Dänemark

Die dänische Regierung ordnete die Keulung aller Nerze in Dänemark an - ohne gesetzliche Grundlage.

20.11.2020

Im Sommer tauchten in Dänemark Berichte über ein mutiertes Corona-Virus auf, entstanden durch infizierte Nerze, die das Virus dann wieder an Menschen weitergaben.

Nachdem das Problem zunächst unter Kontrolle schien, hat die dänische Regierung angeordnet, dass alle dänischen Nerze - 17 Millionen Stück - gekeult werden müssen. Die Regierung befürchtete, dass dem mutierten Virus durch die kommenden Impfungen nicht beizukommen ist und somit eine neue Pandemiewelle drohte.

Einige Tage später stellte sich heraus, dass eine gesetzliche Grundlagen für die Anordnung fehlte. Nur für Farmen mit nachgewiesenem Virus und solche in einem Umkreis von knapp 8 km um eine betroffene Farm durfte die Anordnung gegeben werden.

Tatsächlich hatten dänische Beamte mehrere Ministerien vor dem Vorgehen gewarnt. „Minkgate" (mink=Nerz) hat somit Munition für Angriffe der Opposition auf die Regierung geliefert. Nach dem üblichen Zögern musste der zuständige Minister seinen Hut nehmen. Weitere politische Auswirkungen sind nicht zu erwarten, da insbesondere Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hohe Zustimmung genießt.

Wirtschaftliche Dimension der Nerzzucht in Dänemark überschaubar

Die Nerzkrise trifft eine niedergehende Branche. Im letzten Jahr fuhren die Nerzfarmen im Schnitt einen beträchtlichen Verlust ein, so dass von Wertschöpfung in der Branche keine Rede sein kann. Der Grund hierfür sind die in den letzten Jahren sinkenden Preise bei hohen dänischen Kosten.

Produziert wurde im Wesentlichen für den chinesischen Markt. Insgesamt standen die Exporte im letzten Jahr für 0,9 Prozent der dänischen Warenexporte.

Das Verschwinden der Nerzfarmen wird also überschaubare Folgen für die Wirtschaft bedeuten. Der flexible dänische Arbeitsmarkt wird dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer - etwa 3000 - relativ zügig andere Jobs finden.

Eine zur geringen Bedeutung der Nerzbranche so gar nicht passende Rechnung kommt aber auf die dänischen Steuerzahler zu. 

Die fälligen Kompensationszahlungen für die Farmer werden Berichten zufolge zwischen 1,8 und 2,7 Milliarden Euro liegen.